Wir entschieden uns kurzfristig im März 2022, kurz nach Beginn des Krieges in der Ukraine, nach Goslar zu fahren, um ein Konzert zu besuchen, bei dem der ukrainische Pianist Kirill Zvegintsov spielen würde.
Siebzehn Jahre waren vergangen, seit ich zum ersten Mal in einer deutschen Stadt die intensive emotionale Wirkung seiner Musik erlebt hatte. Obwohl wir in dieser Zeit nie in Kontakt getreten waren, war es die russische Invasion, die diejenigen von uns, die gerade den Klavierfest Berlin-Weißensee e. V. gegründet hatten, an ukrainische Musiker denken ließ und mich an ihn erinnerte.
Eigentlich sollte sich ja Kirill in der Schweiz befinden, aber als ich auf seiner Website nachschaute, was er gerade macht, brauchte ich nicht lange, um zu beschließen, ihn zu besuchen, denn in genau drei Tagen sollte er ein Konzert in Deutschland geben.
Das Konzert in der UNESCO-Welterbestätte Goslar war zufälligerweise einem rein russischen Programm gewidmet, darunter das zweite Klavierkonzert von Dmitri Schostakowitsch. Es war nicht nur eine hochemotionale Zeit, sondern auch ein freudiger Moment, Kirill nach 17 Jahren wiederzusehen.
Ich stellte ihm den Verein vor, den wir für das erste Klavierfest gegründet hatten, und sagte, dass ich ihn gerne in naher Zukunft einladen würde. Damals war jedoch alles noch fast ein unbeschriebenes Blatt, und ich dachte nicht, dass es so bald passieren würde.
Seine Musik, die so viele Jahre in meinem Herzen geblieben war, ließ unsere Bahnen wieder kreuzen. Wahre Begeisterung hat die Kraft, Menschen zusammenzubringen. Wie groß diese Kraft ist, zeigt sich erst im Laufe der Zeit.
Am 24. März 2024 wird Kirill Zvegintsov beim Klavierfest Berlin-Weißensee 2024 auftreten, und ich bin sicher, dass Sie die gleiche Gelegenheit haben werden, sich von seiner Musik bewegen zu lassen, wie sie mich schon vor 19 Jahren bewegt hatte.
Berlin, den 8. März 2024
Mit dem Wunsch nach Weltfrieden,
Eri Mantani
Künstlerische Leiterin des Klavierfestes Berlin-Weißensee
Bild: Kirill Zvegintsov © Pino Montisci